Alkoholische Getränke hatten für die Menschen schon seit dem Alter-tum eine große Bedeutung. Aufgrund der heilenden und lindernden Wirkung des Alkohols spielt er in der Medizin seit langem eine wich-tige Rolle. Daneben entwickelten sich alkoholische Getränke zu einem Genussmittel, das aus der Geschichte der Menschheit nicht mehr
wegzudenken ist.

Das Wort "Alkohol" stammt aus dem Arabischen. Zunächst standen nur vergorene alkoholische Getränke zur Verfügung. Erst mit der Ent-wicklung der Destilliertechnik im Mittelalter war man in der Lage, den Alkohol in konzentrierter Form herzustellen.Der Begriff "Destillieren" beschreibt bereits den Brennvorgang. Durch Erhitzen der vergorenen Ausgangsstoffe entwickeln sich alkoholische Dämpfe, die bei ihrer Abkühlung kondensieren und als Destillat (von lateinisch destillare = abtropfen) wieder zurückgewonnen werden. Welche Bedeutung und Wertschätzung der Branntwein im Mittelalter bei den Menschen hatte, wird aus dem lateinischen Wort "Aqua Vitae", also Lebenswasser,
deutlich.

Während traditionell im Mittelmeerraum das Brennen des Weines im Vordergrund stand, befasste man sich nördlich der Alpen mehr mit den Rohstoffen, die hier im Überfluss zur Verfügung standen: dem Obst.

Die Wiege des Obstbrennens liegt im alemannischen Raum. Das große Angebot an Kirschen, Zwetschgen und anderem Steinobst sowie Äpfeln und Birnen im Rheintal und an den Ausläufern des Schwarz-waldes brachte die Obstbauern auf den naheliegenden Gedanken,
dieses Obst auch zu alkoholischen Getränken zu verarbeiten.

Die heutigen modernen Brenngeräte erinnern äußerlich kaum noch an die ersten Destillen, das Prinzip hat sich aber erhalten: in der Brenn-blase werden die vergorenen Ausgangsstoffe erhitzt und im Kühler werden die Alkoholdämpfe wieder eingefangen. Das Ergebnis der frühen Brenntechnik, mit der allenfalls ein einfacher Schnaps her-gestellt werden konnte, hat aber mit den edlen Obstbränden, die man auf einer modernen Brennanlage destilliert, nur noch wenig gemeinsam.
 
Die Verarbeitung von Obst in der Brennblase hat große Bedeutung für die heimischen Obstmärkte. Im Durchschnitt werden jährlich etwa 25.000 Tonnen Kirschen und 20.000 Tonnen Zwetschgen bzw. Pflaumen gebrannt. Außerdem werden, je nach Ernte, zwischen 100.000 und 120.000 Tonnen Äpfel und Birnen zu Alkohol verarbeitet. Ein großer Teil dieses zuletzt genannten Kernobstalkohols wird aller- dings an die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein abgeliefert und gelangt damit nicht auf den Markt. Er wird zu Neutralalkohol weiter- verarbeitet.
 
Das Obstbrennen entlastet die Obstmärkte und stellt eine wichtige Einnahmequelle für die Obstbauern dar. Das typische Landschaftsbild in den Obstregionen Süddeutschlands mit seinen Streuobstwiesen ist nicht zuletzt auch zurückzuführen auf die lange Tradition des Obstbrennens.